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50 Jinja, die Stadt am Nil

Jinja, 81 km östlich von Kampala, liegt direkt am Ausfluss des Victoria Sees. Dieser Ausfluss wurde als offizielle Quelle des Nils festgelegt.

Der Ort liegt an der Ostseite des Ausflusses des Victoriasees. Dort entwässerte der See über eine Felsenbarriere: die Ripon Falls. Hier stand 1862 der Explorer Speke und deklarierte diese Fälle als die Quelle des Nils.  (Die Ripon Falls sind heute nicht mehr zu sehen: sie ertranken im Nil nach dem Bau eines Staudammes.)

Nil in Jinja UgandaÖkonomisch wurde Jinja erst wichtig, weil dort die Eisenbahnbrücke der Uganda-Bahn über den Nil führte und noch immer führt. Der Bau eines Dammes für die Elektrizitätserzeugung liess Jinja zur begehrten Industriestadt werden. Jinja ist nach Kampala die wichtigste Industriestadt Ugandas.

Dafür aber ertranken die Ripon Falls im Stausee, ja der ganze Victoriasee hob sich um 2 Meter.

Die Stadt Jinja hat eine historische Bedeutung. Das beschauliche Stadtbild ist architektonisch-historisch attraktiv, weil ein paar Gebäude aus der Kolonialzeit noch einstige Grösse erahnen lassen. Zu entdecken sind britische Baustile und ebenso indische Häuser. Doch die Glanzzeit der Stadt am Nil scheint etwas vorbei zu sein. Jinja war lange Zeit bevölkerungsmässig die zweitgrösste Stadt Ugandas. Nun aber ist das einstige Dorf Njeru auf der anderen Seite des Nils grösser.

Darüber hinaus bietet Jinja auch andere Aktivitäten wie Bootsfahrten auf dem Nil, Angeln, Vogelbeobachtung und Reiten. Die ruhigen Abschnitte des Nils in der Region um Jinja laden zu beschaulichen Bootstouren ein.

Ganz sicher ist auch das Eisenbahnmuseum besuchenswert. Es ist im alten Bahnhof von Jinja untergebracht und zeigt mit viel Engagement, wie die Zeit der alten Mombasa-Uganda-Bahn aussah. Ein Schmakerl für Eisenbahnfreunde!

So steht man heute am Ausfluss des Victoria Sees und sieht die historische Dramatik dieses Ortes nicht mehr. Der Ausfluss des grössten Sees Afrikas ist eine Bucht, die reissenden Wasserfälle der Ripons Falls sind im Wasser verschwunden und der Nil fliesst als ruhiger Strom voran. Hier haben Technik und Fortschritt dem grössten Fluss Afrikas seine magische Seele genommen.

 

Eisenbahn in Äthiopien

Wen wundert es, dass es ausgerechnet einem Schweizer zu verdanken ist, dass die Eisenbahn Einzug hielt in Äthiopien?

Harar Bahnhof

Harar Bahnhof

So reiste der Ingenieur Alfred Ilg 1879 im Auftrag einer Schweizer Firma nach Äthiopien, um dort mit seinem Fachwissen Kaiser Menelik beim Aufbau seiner neuen Hauptstadt Addis Abeba, beratend zur Seite zu stehen.

Schon bei seiner Reise über Mittelmeer und Rotes Meer sowie durch die Hitze der, zu dieser Zeit französischen Kolonie Somali-Küste (heute Djibouti / Dschibuti), muss ihm die Notwendigkeit des Baus einer Eisenbahnlinie deutlich geworden sein.

Bei vielen Äthiopiern traf sein Ingenieurswissen auf Widerstand, vermutete man in seiner Person doch einen Mann, der für die Kolonialmächte, die einzig Äthiopien noch nicht hatten einnehmen können, ausspionierte. Doch nach und nach konnten die von ihm vorgesehenen Projekte, wie die erste Wasserleitung des Landes, verwirklicht werden. Er hatte gar 1896 nicht unerheblichen Anteil am Sieg der Äthiopier gegen die Italiener in der Schlacht von Adwa, kämpften die Äthiopier doch mit Waffen aus seinen Schmieden.

Im Folgejahr wurde Ilg schliesslich der Beauftragte für den Bau der Eisenbahnlinie von Dschibuti nach Addis Abeba und musste dabei mit den Franzosen verhandeln, die seinerzeit als Kolonialmacht in Dschibuti regierten. Vom ersten Spatenstich in im Oktober 1897 bis zur Vollendung der 784 Kilometer langen Bahntrasse, sollte es fast 20 Jahre dauern.

Ingenieur Ilg erlebte dies nicht mehr. Er verstarb bereits 1916.

Im Jahre 1929 wurden schliesslich das Bahnhofsgebäude in Addis Abeba fertiggestellt.

Der Einzug des Bahnzeitalters brachte Äthiopien und der Hauptstadt Addis Abeba einen grossen Aufschwung. Mit der Bahn konnten in grossen Mengen Waren ins Land eingeführt oder auch ausgeführt werden. Kaiser Menelik importierte mittels der Bahn auch Waffen für den Unabhängigkeitskampf Äthiopiens. Fast 100 Jahre spielte diese Bahnlinie eine grosse Rolle für die Geschichte und Wirtschaft Äthiopiens, bevor sie 2008 in recht baufälligem Zustand stillgelegt wurde. In den frühen 2000er Jahren verkehrten nur noch selten Personen- und Güterzüge zwischen Dire Dawa und Dschibuti.

Heute hat die damalige Pionierleistung nur noch nostalgischen Charakter. Während das alte Bahnhofsgebäude noch weitestgehend erhalten ist, wird die Bahnlinie zusehends von Gras und Büschen überwuchert. Zum Teil bauen die Äthiopier auf dem begleitenden Grün der Linie sogar ihr Gemüse an. Doch fast genau 100 Jahre nach der Eröffnung der alten Bahnlinie, wurde 2016, unweit der alten Trasse, eine neue Linie von Addis Abeba nach Dschibuti eröffnet. Diesmal waren es die Chinesen, die diesen Bau finanzieren und organisieren. So ist Die Hauptstadt Äthiopiens wieder mit einem Hafen verbunden und Äthiopien etwas weniger ein abgeschlossenes Binnenland.

Eisenbahn in Äthiopien

Eisenbahn in Äthiopien

Äthiopien ist ein Eisenbahnland. Seit dem 19. Jahrhundert bereits! Das Hauptinteresse lag in der Anschliessung der Hauptstadt Addis Abeba mit dem Welthandel, also mit dem Hafen von Dschibuti (Djibouti). Der Schweizer Bahnpionier Alfred Ilg spielte dabei eine wesentliche Rolle.

Kaiser Menelik II hatte grössere Visionen: er träumte, sein Äthiopien mit einer Bahn nach Kenya zu verbinden und ebenso nach Westen zum Sudan hin eine Linie zu bauen. Dazu kam es nicht.

Letztendlich hielt sich die Verbindung Addis Abeba nach Dschibuti über Jahrzehnte, bis sie mit der Jahrtausenderwende quasi zum Stullstand kam. Chinesische Investitionen in den 2010er Jahren bauten die 756 Kilometer lange Strecke neu. Sie folgt mehr oder weniger dem alten Trassee und wurde 2015 eröffnet.

Eisenbahn in Äthiopien
Ebenso bauten chinesische Unternehmen eine Stadtbahn in Addis Abeba. Diese modernste Strassenbahn Afrikas entlastet den Fahrzeugverkehr der Millionenstadt Addis Abeba erheblich und wird auch rege benutzt.

In diese Welt der Eisenbahn von Äthiopien entführt ein DokFilm von Eisenbahn Romatik aus dem Jahr 2020. Sehenswert.