190 Murchison Falls

Murchison Falls

Im Nordwesten ergiesst sich der Nil über eine Klippe hinunter ins Rift Valley. Dabei quetscht sich die Wassermenge durch eine schmale Rinne und fällt 42 Meter hinab: die Murchison Falls.

Murchison Falls UgandaDer Victoria Nil hat seit seinem Ausfluss aus dem Victoriasee bereits  knapp 500 km zurückgelegt und dabei rund 500 Höhenmeter verloren. Dies in mehreren Wasserfällen und Stromschnellen.

Hier jedoch zwängt er sich, geologisch bedingt, durch einen nur sieben Meter breiten Felsenspalt: das daraus resultierende Wasserdonnern ist weithin hörbar. Beeindruckend ist nicht so sehr die Fallhöhe, sondern die Wassermenge. 300 m3 pro Sekunde. Dies entspricht dem Volumen aller Lastwagen eines vollgefüllten Autobahnparkplatzes, 75 Fernverkehrslastwagen. Pro Sekunde.

Der Anblick ist gewaltig, das Donnern auch und Sprühregen fliehen als lange Fahnen aus dem Getöse. Glitzernde Lichtspiele begleiten die Naturdramatik bis hin zu Regenbogen.

Uhuru Falls

Bei hohem Wasserstand bildet sich rechtsufrig ein zweiter Wasserfall, die Uhuru Falls. Eher kaskadenartig, breiter und weil nur als Überlauf dienend, oft mit weniger Wasserfülle. Etwas weniger imposant, aber als Begleiter des Hauptfalls durchaus beeindruckend.

Hauptfall (Muchison Falls) und Seitenfall (Uhuru Falls) lassen eine buschbewachsene Insel zwischen sich, die seit sechs Jahrzehnten nicht mehr begangen werden kann. Nur noch ein Betonsockel erinnert and die 10-Pfund-Brücke. Der Name stammt von Winston Churchill, der 1907 an dieser Stelle stand und von der geringen Breite des Felsenspaltes nicht beeindruckt war. Seine Aussage: ‚mit 10 Pfund lässt sich eine Brücke hinüber bauen‘ wurde in den 1950er Jahren mit einer simplen Baileys-Stahlbrücke verwirklicht. Doch die grossen Regenfälle liessen den Nil 1962 so anschwellen, dass er die Brücke wie ein Streichholz wegdrückte.

Um die Fälle zu erleben gibt es zwei Möglichkeiten. Mit dem Boot flussaufwärts bis zum Wasserfall. Oder mit Auto und zu Fuss zum Kopf der Fälle.

Die Boote starten in Paraa und brauchen für die gut ein Dutzend Kilometer eine knappe Stunde flussaufwärts. Die Boote verkehren normalerweise am Vormittag und am Nachmittag. Die Rundtour dauert um die drei Stunden.

Reissende Stromschnellen

Dabei kann das Boot jedoch nicht bis ‚unter‘ die Wasserfälle in der unmittelbaren Nähe der kochenden Prallzone fahren. Die Strömung des Auslaufs mit seinen reissenden Stromschnellen und gefährlichen Strudeln lassen Boote nur bis etwa 200 oder 300 Meter heran. Der Lärm ist gewaltig und aus dem Freifall wehen zerstäubte Wassertropfen (Weisswasser) heran. Das hat auch zur Bildung eines speziellen Mikroklimas geführt: feucht und kalt-frisch.

Vom Boot aus kann man auf einem glitschigen Pfad hoch zum Kopf des Wasserfalls gehen. Oben blickt man auf die Fallzone im Durchbruch: eine gewaltige Manifestation an ungezügelter Naturkraft. Die Wasserpassage durch das Basaltgestein wird ‚Devil’s Cauldron‘ (Kochtopf des Teufels) des Teufels) genannt.  Hier will man nicht baden gehen. Von dieser Wasserkraft träumt jeder Feuerwehrmann.

Oft steigt Spritzwasser auch in nebelartigen Wolken hoch. Lichte Wassergebilde von mystischer Dimension. Was von dieser Urgewalt in Erinnerung bleibt, ist sicher das stete, ohrenbetäubende Donnern der wilden Wassermassen.

Früher wurden die Fälle Karuma Falls genannt nach dem Namen eines Dorfes in der Nähe. Zu Ehren des britischen Geologen und Vorsitzenden der Royal Geographical Society Sir Roderick Murchison umgetauft, der aber ’seine‘ Fälle nie besuchte.

Auf der gemächlichen Rückfahrt des Bootes auf dem Nil kann man ein ‚Nile-Beer‘ trinken und die Zeitung ‚Nile-Post‘ lesen. Mehr Nil geht nicht.

 

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